WISSEN

Hypophysendiagnostik

Hypophysen-
diagnostik

Eine Hypophysendiagnostik wird bei Verdacht einer Hypophyseninsuffizienz (Ausfall der Hypophysenhormone) durchgeführt. Zunächst erfolgt eine einmalige morgendliche Blutabnahme (basale Hormonanalytik) mit Bestimmung der Hormone für die Schilddrüse (TSH, FT4, T3, T4), der Stressfunktion (ACTH, Cortisol), der Geschlechtsdrüsenfunktion (beim Mann Testosteron, SHBG, LH, FSH, Prolaktin; bei der Frau LH, FSH, Estradiol, Progesteron, Prolaktin), des Wachstumshormons (Growth Hormone (GH) und IGF-1) und des Hypophysenhinterlappens durch die Bestimmung von Co-Peptin sowie der Serum- und Urin-Osmolalität als auch Natrium.

Der häufigste Grund für eine Hypophyseninsuffizienz ist ein Hypophysenadenom, welches in über 99% der Fälle gutartig (benigne) ist. Diese Hypophysenadenome können Hormon-inaktiv oder Hormon-aktiv sein. Im letzteren Fall schütten Sie die o.g. Hormone vermehrt aus, so dass das Bild einer Akromegalie (vermehrte Wachstumshormonproduktion) eines Cushing-Syndroms (vermehrte ACTH-Produktion) oder eines Prolaktinoms (vermehrte Prolaktin-Sekretion) entsteht. Tumore des Hypophysenhinterlappens sind deutliche seltener. Durch ein Hypophysenadenom können die umliegenden Zellen in ihrer Funktion gestört werden, so dass ein Ausfall der Hypophysenhormone entsteht. Somit kann eine Schilddrüsenunterfunktion, eine verminderte Stressfunktion als auch ein Ausbleiben der Regel bei der Frau und ein Testosteronmangel beim Mann (sekundärer Hypogonadismus) entstehen. Ein Ausfall der Hypophysenhinterlappenfunktion führt zu einem vermehrten Wasserlassen (Diabetes insipidus). Durch eine erfolgreiche Resektion (Entfernung) eines Hypophysenadenoms, kann sich die Hypophysenfunktion der ausgefallenen Hormone wieder normalisieren.

Um dies zu testen, müssen neben der basalen Hormonanalytik (siehe oben) auch sog. Stimulationstests durchgeführt werden. Zur Überprüfung der Restfunktion (ACTHAusschüttung) wird nach dem Goldstandard der sog. Insulin-Hypoglykämie-Test durchgeführt. Bei diesem Test wird dem Patienten Insulin über die Vene gespritzt, so dass der Blutzucker absinkt und hiermit das Hirn (die Hirnrinde und in der Folge der Hypothalamus und die Hypophyse) in Stress gesetzt wird und somit die ACTH-Ausschüttung stimuliert wird. Dieser Test dauert ca. 2 Stunden und erfordert die Anwesenheit eines Arztes. Die Stressfunktion kann auch durch den sog. CRH-Test überprüft werden, indem das synthetisch hergestellte sog. Releasing-Hormon gespritzt wird und insgesamt wie beim Insulin-Hypoglykämie-Test über 2 Stunden in regelmäßigen Abständen ACTH und Cortisol gemessen wird. Ein suffizienter Anstieg des ACTH und des Cortisols in beiden Fällen dokumentiert eine gute Stressfunktion. In diesem Fall muss der Patient keinen Cortisol-Notfallausweis bei sich tragen.

Die Schilddrüsenhormonachse kann durch eine basale Hormonanalytik bestens überprüft werden. Der früher durchgeführte TRH-Test ist heute fast immer verzichtbar. Die Funktion der Geschlechtsdrüsen kann ebenfalls durch eine basale Hormonanalytik gut analysiert werden. Selten muss ein sog. GnRH-test (LHRH-Test) durchgeführt werden.

Die Wachstumshormonfunktion wird über den Insulin-Hypoglykämie-Test mit Bestimmung mit Bestimmung von Wachstumshormonen als auch durch alternative Testverfahren wie den sog. Arginin-Stimulationstest oder den GHRH- als auch den häufig eingesetzten kombinierten GHRH/Arginin-Test. Auch diese Tests dauern ca. 2 Stunden und die Anwesenheit eines Arztes ist erforderlich.