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Morbus Basedow Therapie

Schilddrüsenspezialist Prof. Dr. med. Herrmann, Facharzt für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie, beantwortet häufige Fragen:

1. Was ist die Medikamentöse Therapie gegen Morbus Basedow?

Aufgrund der Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) bei Morbus Basedow müssen sogenannte Schilddrüsenblocker (Thyreostatika) verschrieben werden. Zu dieser Medikamentengruppe gehört Thiamazol (z.B. Favistan), Carbimazol und Propylthiouracil (z.B. Propycil). Diese Morbus Basedow Therapie wird in der Regel über ein Jahr durchgeführt. Aufgrund der Überfunktionssymptome wie z.B. dem Herzrasen (Tachykardie) sind zusätzlich gegebenenfalls Betablocker zu verschreiben. Der für die Hyperthyreose günstigste Betablocker ist der Wirkstoff Propanolol (z.B. Dociton). Nach wenigen Wochen kann dieser bereits abgesetzt werden. Im Verlauf der Morbus Basedow Therapie mit den Thyreostatika (Thiamazol, Carbimazol, Propylthiouracil) wird die Dosis sukzessive reduziert. Der angestrebte basale TSH-Spiegel sollte zwischen 0,3 und 1,0 mU/l liegen.

2. Wie verläuft die Radiojodbehandlung gegen Morbus Basedow?

Die Radiojodbehandlung bzw. Radiojodtherapie ist aufgrund der strengen deutschen Strahlenschutzbestimmungen stationär durchzuführen. Hierbei wird eine Radiojod-markierte Kapsel geschluckt, deren Wirkstoff selektiv in die Schilddrüse eindringt und dort die Zellen lokal und gezielt behandelt. Vor der Radiojodtherapie muss ein ambulanter Radiojodtest zur Bestimmung der Dosis durchgeführt werden. Beim Morbus Basedow hat sich in den letzten Jahren jedoch gezeigt, dass als definitive Therapie (Radiojodtherapie oder Operation) die nahezu komplette Entfernung der Schilddrüse Vorteile gegenüber der Radiojodtherapie hat. Dies liegt unter anderem daran, dass durch eine Radiojodtherapie, wenngleich diese auch unter einem Cortisonschutz stattfindet, sich eine Augenbeteiligung verschlechtern kann oder zum Teil auch ausgelöst wird. Aus diesem Grunde zeigt die Entfernung der Schilddrüse im Vergleich zur Radiojodtherapie einen Vorteil.

3. Wann ist bei Morbus Basedow eine Schilddrüsen-Operation notwendig?

Nach angestrebter einjähriger Tablettentherapie mit sogenannten Schilddrüsenblockern (Thyreostatika: Thiamazol, Carbimazol oder Propythiouracil) ist in 50 % der Fälle nach Absetzten eine erneute Überfunktion festzustellen. In diesem Fall wird eine sogenannte definitive Therapie durchgeführt. Die Operation weißt Vorteile gegenüber der Radiojodtherapie auf. Eine Schilddrüsenoperation kann auch früher als ein Jahr nach Diagnosestellung durchgeführt werden. Dies hängt von der Wahrscheinlichkeit ab, ob ein Absetzen der medikamentösen Morbus Basedow Therapie zu einer langfristigen Remission des Basedows (Ausbleiben der Überfunktion) führt. Ein sehr hoher TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) oder eine sehr große Schilddrüse sind tendenzielle schlechte Prognosefaktoren für ein Ausbleiben der Überfunktion nach einjähriger medikamentöser Morbus Basedow Therapie. In diesem Fall kann auch die Operation vorgezogen werden. Darüber hinaus haben viele Patienten auch einen Schwangerschaftswunsch und wollen nicht über ein Jahr abwarten. Zudem erzwingt eine Radiojodtherapie einige Monate einen Verhütungsschutz. In diesen Fällen kann auch frühzeitig operiert werden. Bei der Operation sollte auf Zentren verwiesen werden, die mit Schilddrüsenoperationen ausreichend Erfahrungen haben. Prinzipielle Komplikationen der Schilddrüsenoperationen sind eine Schädigung der Stimmbandnerven als auch eine Störung des Kalziumstoffwechsels durch Schädigung der Nebenschilddrüsen (Epithelkörperchen).

4. Welche anderen Therapie-Möglichkeiten gibt es?

Zunächst sollte eine medikamentöse Morbus Basedow Therapie mit Schilddrüsenblockern (Thiamazol, Carbimazol, Propythiouracil) durchgeführt werden. Nach angestrebter einjähriger Therapie ist ein Auslassversuch der Medikamente anzustreben. Sollte es nach 4-6 Wochen oder später zu einem erneuten Auftreten der Überfunktion durch die Basedow-Erkrankung kommen, ist eine definitive Therapie (Operation oder Radiojodtherapie) anzustreben.

5. Was haben alle oben geschriebenen Therapie-Möglichkeiten gemeinsam?

Gemeinsames Ziel ist die Normalisierung der Überfunktion (Hyperthyreose). Je früher eine normale Schilddrüsenfunktion (Euthyreose) erreicht wird, umso besser sind die Prognosefaktoren auch unter Berücksichtigung der Verhinderung der Augenbeteiligung (endokrine Orbitopathie).

6. Gibt es eine Morbus Basedow Therapie, welche auf die Ursachen abzielt?

Derzeit stehen die Möglichkeiten der medikamentösen Morbus Basedow Therapie, Operationen und Radiojodtherapie zur Verfügung. Die Ursache der Überfunktion ist jedoch der erhöhte TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK). Dieser lässt sich derzeit nicht beeinflussen. Wissenschaftliche Untersuchungen zur Blockierung dieses Antikörpers können derzeit noch nicht in die Praxis übernommen werden. In den letzten Jahren hat sich jedoch gezeigt, dass Selen einen schützenden Effekt auf die Entstehung der Augenbeteiligung oder deren Verschlechterung entfaltet.

7. Ist eine „Morbus-Basedow-Heilung ohne Therapie“ möglich?

Eine Heilung ohne Morbus Basedow Therapie gelingt nur sehr, sehr selten. Zudem belastet die unbehandelte Überfunktion (Hyperthyreose) die durch Morbus Basedow ausgelöst wird, in entscheidenden Maße das körperliche und psychische Befinden des Patienten. Aufgrund dessen ist initial eine medikamentöse Morbus Basedow Therapie sehr zu empfehlen. Zudem sind die Nebenwirkungen der Schilddrüsenblocker (Thyreostatika) in Form von Tabletten wie Thiamazol, Carbimazol oder Propythiouracil überschaubar. Die Dosis kann in aller Regel im Verlauf gesenkt werden. Circa 50 % aller Patienten haben nach einjähriger Therapie und Absetzten der Medikation keine Überfunktion mehr.