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Schwangerschaft mit Diabetes

Typ-1 Diabetes in der Schwangerschaft

Prinzipiell liegen bei der Betreuung von Typ-1 Diabetikerinnen in der Schwangerschaft ausreichende Erfahrungen vor, so dass Schwangere in dieser Phase gut betreut werden können.

Schwangerschaftsdiabetes

Typ 1 Diabetikerinnen sollten mit einer möglichst guten Zuckerstoffwechsellage die Schwangerschaft planen. Der Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c) sollte wenn möglich mindestens <7% liegen. Folsäure als auch Jodtabletten sollten wie auch bei nicht Typ 1 Diabetes-Schwangeren eingenommen werden. Die Geburt sollte wenn möglich in einem Zentrum mit einer angeschlossenen Kinderklink erfolgen. Ca. 0,8% aller Schwangeren haben bereits vor der Schwangerschaft einen Diabetes. Von denen haben ca. 80% einen Typ 1 Diabetes und ca. 20% einen Typ 2 Diabetes. Der Typ 2 Diabetes unter Schwangeren nimmt allerdings zu.

Die Blutzuckergrenzen sollten nüchtern zwischen 60-90 mg/dl (3,5-5,0 mmol/l) und 1 Stunde nach dem Essen <140 mg/dl (<7,7 mmol/l) als auch 2 Stunden nach dem Essen <120 mg/dl (<6,6 mmol/l) sein. Vor dem Schlafengehen ist der Blutzucker zwischen 90 und 120 mg/dl (5,0-6,6 mmol/l) einzustellen. Der HbA1c-Wert ist nicht wie üblich alle 3 Monate sondern alle 4-6 Wochen zu bestimmen.

Risiko des Kindes

Das Risiko des Kindes, selbst an einem Typ-1 Diabetes zu erkranken liegt nach 20 Jahren bei ca.5%, das heißt, dass 95 von 100 Kindern bis zum 20. Lebensjahr Diabetes-frei sind.

Behandlung von Typ-1 Diabetes in der Schwangerschaft

Der Typ 1 Diabetes wird prinzipiell mit einem sogenannten Basis-Bolus-Schema (lang-und kurzwirksames Insulin) als auch mit einer Insulinpumpe behandelt. Beide Möglichkeiten können während der Schwangerschaft fortgeführt werden. Im ersten Schwangerschaftsdrittel ist mit vermehrten Unterzuckerungen zu rechen. Im zweiten Schwangerschaftsdrittel steigt der Insulinbedarf jedoch stetig an (Insulinresistenz). Einige Tage vor dem Entbindungstermin kann der Insulinbedarf um 10-15 % sinken. Während der Geburt ist auf eine gleichmäßige Zuckereinstellung zu achten. Hier sind starke Unter- als auch Überzuckerungen zu vermeiden.

Als Insulin können kurzwirksame menschliche Insuline (Humaninsulin) als auch kurzwirksame sogenannte Insulinanaloga gespritzt werden. Als Langzeitinsulin können sogenannte NPH- Insulin verwendet werden. Bisher ergeben sich auch keine Hinweise, dass langwirksame Insulinanaloga in der Schwangerschaft schädlich sein könnten. Wegen möglicher Unterzuckerungen ist auch der Partner mit zu schulen.

Mögliche Komplikationen durch Schwangerschaftsdiabetes (Typ 1)

Netzhautveränderungen (Retinopathie) sind einer der häufigsten Komplikationen während der Schwangerschaft mit einem Typ 1 Diabetes. Diesbezüglich sollte jede Schwangere mit einem Typ 1 Diabetes nach Bekanntwerden der Schwangerschaft einen Augenarzt aufsuchen.

Begleitende Erkrankungen des Typ 1 Diabetes ist prinzipiell eine Schilddrüsenentzündung (Hashimoto-Erkrankung). Zudem kann diese auch unabhängig vom Typ 1 Diabetes auftreten, sodass Schwangere mit einem Typ 1 Diabetes diesbezüglich genauer untersucht werden sollten.

Mütterliche Fehlbildungen sind um das ca. 3-4fache bei Typ 1 Diabetikerinnen erhöht und betreffen vorwiegend das Herz als auch die Harn und Gallenwege. Prinzipiell sind diese Fehlbildungen allerdings sehr selten.

Entbindung und nach der Schwangerschaft

Prinzipiell kann eine Schwangere auf natürlichem Weg entbinden. Ein Kaiserschnitt ist nicht zwingend erforderlich. Bei schlechter Einstellung können die Kinder jedoch größer werden, sodass die natürliche Geburt erschwert ist. Um hier beim Geburtsvorgang Schulterverletzungen zu vermeiden sollte in diesen speziellen Fällen ein Kaiserschnitt bevorzugt werden.

Nach der Schwangerschaft ist den Müttern das Stillen zu empfehlen. In der ersten Woche des Lebens haben Kinder von Müttern mit Typ 1 Diabetes ein erhöhtes Risiko (bis zu 5fach)  von Komplikationen, die auch den plötzlichen Kindstod einschließen. Diesbezüglich sollten die Kinder in der ersten Woche entsprechend überwacht werden.