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Cushing-Syndrom (Hypercortisolismus)

Cushing-Syndrom bzw. die Cushing-Erkrankung wurde nach dem Erstbeschreiber Harvey Cushing benannt und kennzeichnet ein Krankheitsbild, welches durch einen Cortison-Überschuss gekennzeichnet ist.

Man muss zwischen einem durch Cortison-Tabl. (z.B. Prednisolon) s.g. (exogenes) und einem vom Körper selbst verursachten (endogenes) Cushing-Syndrom unterscheiden. Ersteres ist deutlich häufiger und betrifft Patienten, die längere Zeit (über ca. 3 Monate) höhere Cortison-Dosen (z.B. tgl. über 7,5 mg Prednisolon) einnehmen. Dies betrifft Patienten mit z.B. Asthma, Autoimmunerkrankungen und Rheuma.

Ein Cushing-Syndrom kann auch durch den Körper selbst ausgelöst werden (endogenes Cushing-Syndrom) und betrifft meistens Frauen. In ca. 75% liegt hier ein kleines (<1cm) Adenom (Knötchen) der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) zugrunde, welches das Hormon ACTH produziert und die Nebennierenrinde zur Cortisol-Ausschüttung stimuliert (Anmerkung: das Körper-eigene Cortison nennt man Cortisol). In ca. 15% kann ein Knoten der Nebennierenrinde selbst Cortisol produzieren und in 10% der Fälle können auch Krebsgeschwülste wie zum Beispiel Lungenkrebs (Bronchialkarziom) ACTH produzieren und ebenfalls die Nebenniere zur Cortisolproduktion animieren.

Cortisol oder auch Cortison-Tabl. verursachen dann im Körper typische Veränderungen wir zum Beispiel ein rundes, teils gerötetes Gesicht (Vollmondgesicht), einen dickeren Bauch, dünne Arme und Beine durch den Muskelschwund, eine dünne Haut mit zum Teil Einblutungen (Pergamenthaut), Bluthochdruck, Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit), Salzstörungen im Blut (hohe Natriumwerte), Ödeme im Gesicht der Hände und der Beine.

Patienten können eine Osteoporose entwickeln, sodass die Knochendichte gemessen werden muss. Zudem werden Cushing-Patienten psychisch labiler und können unter einer Depression als auch unter einer Psychose leiden.

Experten des Cushing-Syndroms sind Endokrinologen (Hormonspezialisten). Sie erkennten den Cushing-Patienten durch das klassische Äußere auf Anhieb. Bei Verdacht werden Blut-, Speichel- und Urintests durchgeführt. Die Konstellation der Hormone (Cortisol und ACTH) lassen dann auf den Ort des Problems (Hirnanhangsdrüse, Nebennierenrinde oder Tabl.-Einnahme) schließen. Bei Lokalisationsverdacht wird dann eine Kernspinn-Untersuchung (MRT) von der Hirnanhangsdrüse oder der Nebenniere gemacht. In speziellen Fällen kann auch ein Katheter zur Blutentnahme bis an die Hirnanhangsdrüse oder die Nebenniere herangeführt werden.

Bei Nachweis des Knötchens (Adenom) der Hirnanhangsdrüse oder der Nebennierenrinde wird dies entfernt (Operation). Es ist fast immer gutartig. Anschließend normalisieren sich wieder die körperlichen Veränderungen. Dies dauert einige Wochen und Monate. Ein Mensch hat zwei Nebennieren und kann mit einer Nebenniere problemlos leben.

Falls die operative Entfernung nicht gelingt, kann im Bereich der Hirnanhangsdrüse bestrahlt werden (Bestrahlung). Falls die Operationen nicht gelingen, kann auch durch Tabletten die Cortisol-Produktion der Nebennierenrinde blockiert bzw. ausgeschaltet werden. Dies gelingt mit Pasireotid (Somatonstatinanalogon), Mifepriston (Antagonist des Cortisol-Rezeptors), Mitotane (Blockade der Cortisol-Produktion) oder Ketokonazol bzw. Metyrapon (Blockade der Nebennierenrinde).

Beim häufigen exogenen Cushing-Syndrom kann die Prednisolon-Dosis einfach reduziert werden.